Zumindest teilweise lassen sich Régis Debrays Arbeiten auch mit Bezug auf die Werke A. Comtes erklären, eines französischen Philosophen des 19. Jahrhunderts und Begründers der Soziologie. Von ihm stammt eine mittlerweile klassische Theorie der Zeitalter der Menschheit. Es ist eine evolutionäre Theorie, da in ihr Vorher und Nachher stets im Sinne von weniger gut und besser definiert werden.
So glaubten die Menschen zunächst an die Mächte der Natur, die sie personifizierten und vergöttlichten. Das war das theologische Zeitalter.
Dann fihrte das Nachdenken über Ursprung und letzte Zwecke zur Entwicklung der Philosophie. Das war das metaphysische Zeitalter, in dem die goßen Entitäten an die Stelle der vergöttlichten Naturkräfte von einst traten.
Schließlich befassten sich die Menschen im wesentlichen mit Sachverhalten, die sie erkennen und denen sie sich unterwerfen wollten. Aus diesem wissenschaftlichen Geist entstand das, was Comte das « positive Zeitalter » nannte.
R. Bonnaud schreibt in « Système de l’histoire« :17
« Dies alles hat Comte, nach einer bedeutsamen existentiellen Entwicklung, nicht davon abgehalten, die Zeit wie mit einer Zeitnaschine zurückdrehen zu wollen, denn er selbst wurde zum Begünder der ‘Religion der Menschheit’, einer praktischen Kritik an seinen eigenen evolutionären Thesen von früher. »18
17 R. Bonnaud, Le système de l’histoire, Paris, Fayard, 1989
18 A. Comte, Cours de philosophie positive (1830-1842), Paris, Hermann, 1975.
Zwischen A. Comtes Zeitaltern und Debrays Mediasphären, die gleich ausfihrlicher bestimmt werden sollen, besteht nun durchaus eine Beziehung. A. Comtes theologisches Zeitalter kehrt mehr oder weniger in Debrays Logosphäre wieder, der Periode,
« die mit der Technik des Schreibens eingeleitet wurde, bei hauptsächlich mündlicher Weitergabe von seltenen heiligen Texten. »19
19. R. Debray, Manifestes, a.a.O., Glossar, s. 218.
A. Comtes metaphysisches Zeitalter entspricht ungefähr Debrays Graphosphäre, der « Epoche, die mit der Technik des Buchdrucks einsetzte, bei hauptsächlich in Form von Büchern stattfindender Weitergabe von Wissen und Mythen. 20 A. Comtes positives Zeitalter bezeichnet dann zumindest den Ursprung der gewaltigen Entwicklung der Videosphäre, der Epoche, « die mit der Technik des Audiovisuellen begann, bei hauptsächlich über den Bildschirm erfolgender Weitergabe von Daten, Modellen und Berichten. 21 (notes 20 & 21: R.Debray, Manifestes, a.a.O., s. 218, 220).
Auch bei Debray gibt es wie beim frühen Comte eine Reihenfolge, in der die Mediasphären aufreten. Und wie beim späten Comte ist auch bei Debray, wie an der Fonnel von den « drei Zeitaltern gleichzeitig » abzulesen ist, jede einmal entstandene Mediasphäre auf irgendeine Weise in der später dominanten neuen Mediasphäre weiterhin präsent. Nimm man die Mnemosphäre hinzu, sind es sogar vier Zeitalter gleichzeitig. Wenden wir uns nun den Merkmalen der « Logosphäre » zu.