Sources. J. Demorgon Interkulturelle Geschichte der Gesellschaften. Kapitel III, s. 29-39 : Multikulturalismus und interkulturell: Fakten und Werte
III. Interkulturell und multikulturell Begriffe , die selber kulturell bedingt sind
Der Begriff interkulturell tritt eher in solchen Kulturen auf, die sich zunächst nach Innen, dann aber auch in ihren Beziehungen zu anderen Kulturen fir den Weg der kulturellen Einheit entschieden haben. Es sind Kulturen, die meinen, bestimmte überlegene Eigenschaften zu besitzen, die auch anderen nur zum Vorteil gereichen können. Von diesem Standpunkt aus arbeiten sie oft mit Zwang und Verfiihrung zugleich. Sie meinen, die anderen würden sich ihnen schon mehr oder weniger freiwillig und manchmal sogar im eigenen Interesse anpassen. Die Kultur des Interkulturellen ist typisch fir Kulturen, die egalitär sein wollen, es aber bestenfalls ganz partiell und in Form eines Gleichseins sind, das erzwungen oder doch sehr nachdrücklich anempfohlen wurde. Sie möchten im anderen den ihnen gleichenden Assimilierten finden. Dies halten sie fir gerechtfertigt, weil sie sich, wie gesagt, als überlegene Kulturen verstehen, die dem anderen eigentlich erstebenswert erscheinen müssten. In Wirklichkeit war dies, wenn überhaupt, nur am Rande der Fall.
Wir halten also fest, dass sich die Begriffe multikulturell, Multikulturalismus undinterkulturell selber nicht von den Kulturen trennen lassen, in denen sie aufgekommen sind jund noch verwendet werden. Sie sind in erster Linie strategische Begriffe, Absichtserklärungen in Bezug auf eine Vergangenheit und Gegenwart, die mit ihrer Hilfe in ein besseres Licht gerückt werden. Sie spiegeln zwei kulturelle Einstellungen wider, die von Kolonialländem unterschiedlicher Kultur fir sich in Anspruch genommen werden.
IV. Adaptive Notwendigkeiten, die dem Multikulturalismus und demInterkulturellen zugrunde liegen